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Massenproduktion: Preiswerte Flurschäden.



 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Henry Ford und seiner Erfindung des Fließbandverfahrens für die Autoproduktion sei Dank: Seit dem Waren in Massen hergestellt werden können, sind sie preiswerter. Die so genannte „Demokratisierung des Luxus“ und der „Wohlstand für alle“. Jedoch auch: eine grandiose Massenverdummung inklusive.

In grob fahrlässiger Verwendung von Newtons physikalischem(!) Gesetz von „Ursache->Wirkung“ wurde im 17. Jahrhundert das System namens „Wirtschaft” auf die Beine gestellt. Die aus dieser Fehlanwendung resultierenden, enormen Fehlentwicklungen lassen sich dabei noch wohlwollend auf den damaligen Kenntnisstand der Protagonisten zurückführen. Dass das Ganze jedoch heute noch immer exact genau so angewendet wird, wie vor 350 Jahren– noch dazu permanent „optimiert“ durch die Technik – ist Naivität auf höchstem Experten-Niveau.

Dazu gehört der Grundsatz „Was gut ist für einen, ist auch gut für alle anderen” und die Ansicht „Wenn etwas gut ist, dann ist mehr davon auch besser“. Zu erkennen (u.v.a.) in „Mehr Wachstum -> mehr Wohlstand“ oder auch „mehr Geld -> mehr Zufriedenheit“, „mehr Kunden -> mehr Erfolg“. Ein „Mehr->Mehr“-Denken frei nach Newton, 17. Jahrhundert. Jedoch: Wenn ein Glas Rotwein am Tag gesund ist, dann ist eine ganze Kiste Rotwein am Tag nicht unbedingt gesünder.

Massenproduktion für die individuelle Nachfrage

„Die Wirtschaft“ hat deshalb mit der Massenproduktion auch massenhaft Probleme bekommen. Nicht erst, seit dem man „den Kunden“ erklärt hat, wie unschön doch Massenware ist, und jeder doch eigentlich viel lieber etwas Besonderes, etwas Individuelles hätte.

Eines der etlichen Probleme ist ökologischer Natur: Massenproduktion benötigt Massen von Rohstoffen. Endliche Rohstoffe werden zwangsläufig immer teurer, was den Kostenvorteil der Massenware irgendwann auffrisst. Ebenso, wie die zunehmenden Kosten durch die Erfüllung von Umweltschutzauflagen und/oder eine Herstellung, die dem gesteigerten Umweltbewusstsein der Kunden entspricht.
Ein weiterer Nachteil ist die Sensibilität: Massenhaft hergestellte Waren, die einen Produktionsfehler haben, ziehen enorme Folgekosten nach sich. Vom Imageverlust des Herstellers nicht zu reden.

Weitere Sensibilität: ökologische Einflüsse. Das Auftreten von BSE („Rinderwahn“) etwa hat vor einiger Zeit dafür gesorgt, dass Konsumenten dann doch lieber zum Schweinefleisch tendierten. Wer sein Geld ausschließlich und in Massen mit Rindern und Rindfleisch verdiente, hatte vorübergehend ein großes Problem.
Nicht zuletzt geraten Hersteller von Massengütern immer öfter und immer leichter in Rechtfertigungsnotlagen, sowohl was den Umweltschutz angelangt, als auch Rationalisierungsmaßnahmen aller Art; insbesondere Entlassungen und die Fertigung im Ausland, wobei das Ganze meist wiederum eine Qualitäts-Rechtfertigung erfordert.

Der von Produzenten forcierte Trend zum „Individualismus“, rasant beschleunigt durch die Möglichkeiten des technischen Fortschritts in der Produktion, sowie auf Konsumentenseite durch Privatfernsehen, Computer und Internet, hat zudem den Massenmarkt aufgelöst.
Je individueller sich die Menschen orientieren und verhalten und von der Masse verabschiedet haben, desto schwieriger wurde es, eine Masse zu erreichen, die es nicht mehr gibt, um eine Massenware zu verkaufen, die keine mehr sein soll.
Die Vorgehensweisen per Strategie und Marketing jedoch sind an all diese (und noch etliche andere) Entwicklungen niemals angepasst worden, sondern auf dem Stand der 1930er bis 1950er Jahren stehengeblieben – lediglich immer wieder angereichert worden mit immer neuen Mitteln, Maßnahmen und Methoden.
Eine davon ist noch immer das verzweifelte Sammeln aller möglichen Informationen über „die Kunden“ und deren vermeintliches Verhalten. So ist aus dem Wettbewerb von Waren und Anbietern mittlerweile ein „Kampf der Datenbanken“ geworden.

Massenproduktion zur massenhaften Verdummung

Die Idee – vor allem: die Möglichkeit – Waren in Massen herstellen zu können, um a) die Waren preiswerter herstellen und verkaufen, und b) durch die massenhafte Verbreitung zum „Marktführer“ werden zu können, hat allerdings auch die Konsumenten ziemlich blind für die prekären Folgeprobleme gemacht.

Eine davon ist die „Ausdünnung des Wettbewerbs“, wie es gern verharmlost wird. Weniger harmlos formuliert: Ein Vernichtungswettbewerb im Kampf um die Goldene Ananas. Die paar Anbieter, die übrig bleiben, teilen den Kuchen unter sich auf und diktieren dann Konditionen und Preise. Das ist nicht nur einer der Faktoren, die das angebliche „Gesetz von Angebot und Nachfrage“ als pure Illusion offenbaren. Es ist zudem einer der Faktoren, die die Kurzsichtigkeit von Konsumenten zeigt, die mit ihrer „Schnäppchenjagd“ wesentlich dazu beitragen.

Eine weitere der prekären Folge-Erscheinungen ist, dass sich die Idee und Möglichkeit der Massenproduktion irgendwann nicht mehr nur auf die Herstellung materieller Güter beschränkte, sondern auf das massenhafte Abschlachten von Tieren ausweitete.
Indem Schnitzel und Hähnchen zu „Tierprodukten“(!) deklariert wurden, ist nicht nur auch die „Tierproduktion“ (also: das systematische Produzieren von Tieren) als „Notwendigkeit zur Befriedigung der Nachfrage“ legitimiert worden.
Sondern legitim wurde dadurch auch jede Respektlosigkeit im Umgang mit Geschöpfen aller Art. Das schnöde Verlangen, forciert durch das Massenangebot und die dazugehörigen Preisschlachten, reichen heute als Rechtfertigung aus, um Tiere mit Konservendosen gleichzusetzen und auf ihren bloßen Zweck zu reduzieren.

Dazu gesellen sich etliche weitere Flurschäden, die zugunsten einer „größeren Produktauswahl“, eines „breiteren Warenangebotes“ und „Billigpreisen“ hingenommen werden: Müllberge, Raubbau an der Natur und eine Volksverdummung ohne Gleichen.
Letzteres beginnend nicht erst bei der Werbung, die sich gleichfalls an die Masse richtet und dabei maximal auch das Niveau der Masse haben darf. Sondern beginnend bei der allseits („sogar“ von der Politik) geförderten puren Gier: „Je mehr Konsum desto besser. Zum Wohle des Wirtschaftswachstums und des allgemeinen Wohlstands“.

Zu dieser Volksverdummung gehört auch, die eklatanten Folgeschäden dieses Systems nicht etwa daran festzumachen, sondern im Gegenteil gleich wieder für dieses System zu nutzen. Indem etwa Müll „optimalerweise“ in Massen anfällt, weil sich erst dann damit auch Geschäfte machen lassen. Und noch mehr Geschäfte, indem man eine Mülltrennung als „Beitrag zum Umweltschutz“ erfindet. Und noch mehr Geschäfte durch technische Lösungen, die die Schäden reparieren sollen.

Bekannt ist das - eigentlich - schon ziemlich lange. Bereits im Jahr 1957(!) meinte der Mathematiker, Logiker und Philosoph Bertrand Russell: „Die Massenproduktion und die allgemeine Schulbildung haben bewirkt, dass die Stupidität heute weiter verbreitet ist, als jemals seit Beginn der Zivilisation”.

 

 

 
 
 
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